Ok, ich muss zugeben, ich hab diesen Blog wirklich verdammt vernachlässigt in den letzten Jahren. Und ich weiß auch noch nicht, ob das hier eine einmalige Aktion ist oder ich doch wieder regelmäßiger zu schreiben anfange. Aber es juckt momentan einfach zu sehr in den Fingern, um es nicht zu tun. Außerdem komme ich zu diesem Album mittlerweile einfach auf zu viele Spins, um nichts darüber zu schreiben.
KAMELOT - Haven
Bevor ich auf das Album eingehe, muss ich eingestehen, dass ich KAMELOT eigentlich vor einigen Jahren komplett abgeschrieben habe. "Poetry for the Poisoned" war schon ein relativ schwaches Album und spätestens nach dem Abgang von Roy Khan habe ich der Band eigentlich den Untergang prophezeit. Der Nachfolger "Silverthorn" war dann doch um einiges besser als erwartet, speziell weil der neue Sänger Tommy Karevik sich stimmlich kaum von Khan unterscheidet. Zu ihrer alten Stärke haben KAMELOT damit trotzdem nicht zurückgefunden, wobei es wirklich verdammt schwierig werden wird, das Album-Trio "Karma", "Epica" und (mein persönlicher Favorit) "The Black Halo" zu schlagen. Aber das erwartet eigentlich auch keiner, es würde schon reichen, wenn sie annähernd wieder an dieses Niveau anschließen können. Und mit "Haven" scheint dies mehr als nur gelungen zu sein. Schon als ich Wochen vor Albumrelease mit "Veil of Elysium" einen ersten Einblick darauf bekommen habe, wusste ich, dass mich dieses Album gar nicht enttäuschen kann. "Insomnia" hat meine Euphorie zwar wieder ein wenig eingedämmt, aber im Albumkontext ist auch dieser Song fast perfekt. Und spätestens als ich dann endlich das ganze Album hören durfte, war ich vollends überzeugt: KAMELOT haben zu ihrer alten Stärke zurückgefunden. Was natürlich nicht heißt, dass "Haven" einfach eine Kopie des alten Erfolgsrezeptes ist, aber es wirkt einfach so, als würden hier wieder weitaus mehr Emotionen drin stecken als in den Vorgängeralben. Das fängt beim Opener "Fallen Star" an und erreicht seinen Höhepunkt mit "Revolution", wohl einer der härtesten Kamelot-Songs, mit Guest Vocals von Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY. Und ja, es sind keine cleanen Guest Vocals. Auch Charlotte Wessels von Delain darf ans Mikro, und mit "Under Grey Skies" ist KAMELOT auch ein wunderschönes Duett gelungen, wenn auch sehr an der Grenze zu Kitsch. Aber das ist mir als alter Kitsch-Liebhaber natürlich herzlich egal. "Here's To The Fall" geht in eine ähnliche Richtung, wenn auch deutlich melancholischer. Der eigentliche Höhepunkt des Albums ist für mich aber das Song-Triple "End of Innocence", "Beautiful Apocalypse" und vor allem "Liar Liar (Wasteland Monarchy)". Zugegeben, nach den ersten paar Spins fand ich "End of Innocence" fast langweilig und hab den Song eher als Filler betrachtet. Nach viel mehr Spins hat sich meine Meinung aber zum absoluten Gegenteil entwickelt. "Beautiful Apocalypse" war schon nach dem ersten Mal Hören DER Ohrwurm des Albums für mich und ist es eigentlich immer noch. "Liar Liar" ist wohl trotzdem der beste Song des Albums, hier passt für mich einfach alles, Gitarrensoli, Orchestration, cleane und gutturale Guest Vocals, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass "Liar Liar" einer der besten Songs der ganzen Diskographie ist, vermutlich der beste seit "Memento Mori" vom großartigen "The Black Halo". Mit "Ecclesia" und "Haven" haben sich übrigens auch zwei komplett instrumentale Songs auf das Album geschlichen. Allerdings betrachte ich diese eher als Intro/Outro (obwohl Ecclesia ziemlich genau in der Mitte des Albums ist), da KAMELOT ohne Vocals einfach verdammt viel Power einbüßt. Aber im Gesamtkontext des Albums würde ich natürlich niemals auf die Idee kommen, diese zu skippen, "Ecclesia" ist für mich mittlerweile quasi ein Teil von "End of Innocence" während "Haven" als eigentliches Outro des Albums eigentlich mein persönliches Intro zu "Fallen Star" ist. Da ich das Album sehr lange auf Dauerschleife gehört hab, folgen in meinem Kopf auf die letzten Töne von "Haven" nämlich immer die ersten von "Fallen Star". Und selbst nach 200 Spins langweilt das Album nicht für eine Sekunde. Ich möchte mich zwar nicht schon wieder zu weit aus dem Fenster lehnen, immerhin hab ich Anfang des Jahres nach ORDEN OGANs "Ravenhead" schon gemeint, dass es kaum möglich wird, dieses Album zu überbieten, aber im Power Metal erwarte ich dieses Jahr wirklich nichts mehr, was auch nur annähernd an dieses Album rankommt. Und natürlich hoffe ich, dass ich damit total falsch liege, und von einer weiteren Band, die ich momentan nicht am Schirm habe, noch mehr begeistert bin als von diesem Album.